19. Januar 2009

don alphonso: aus dem innenleben der besseren gesellschaft


blogs, die aus dem innenleben eines standes erzählen, gehören mit zu den spannendsten. zum beispiel der auswanderer, der ex-seeländer bauer und neufranzose, der uns an seinem bauernleben in sarkozyland teilhaben lässt. oder der herr nff, seines zeichens copilot bei der swiss, der from backstage der airline plaudert. oder matthias wagner, wohnhaft auf der berüchtigten hamburger reeperbahn, von deren rückseite er tolle geschichten erzählt. alles famose blogs.

seit heute gibt es nun auch ein blog aus dem innenleben der besseren gesellschaft. das wäre hier kein blogposting schon am ersten tag wert, wenn es sich nicht um den schillerndsten und bekanntesten aller deutschen motzblogger handeln würde: don alphonso.

der mann stammt aus gutem haus, führt eine sehr spitze feder und bloggt alles gnadenlos in grund und boden, was im web 2.0 auch nur von weitem nach verarschung aussieht. manchmal schiesst er auch auf die falschen und manchmal gibt er die durchgeknallte diva, was auch recht amüsant ist.

der gute bringt nun ein blog namens "Stützen der Gesellschaft" mit folgendem konzept an den start:

Willkommen im Blog der besseren Gesellschaft oder dem, was heute davon übrig ist, in der finanziellen Sorglosigkeit und beim Klassenkampf von oben gegen Neureiche und andere Zumutungen, beim Niedergang von Religion und Stand, bei den Müttern aller Buffetschlachten und ihren Töchtern mit Ehekrisen, über die man nicht redet, wenn mehr als 10 Freundinnen zuhören, fahren Sie mit beim leicht illegalen Geldtransport in die Schweiz und zum Speckkauf nach Meran, seien Sie Gast beim großbürgerlichen Wertekanon und profitieren Sie von dessen Kleingedruckten, setzen Sie sich gefälligst gerade hin, bewundern Sie die Tischdecke und die Bücher, genießen Sie Tee und tantenmordende Torten von Goldrandgeschirr aus erfolgreichen Erbkriegen, und bemühen Sie im Gespräch nur angemessene Dünkel. Erkunden Sie eine Welt, in der die Stützen der Gesellschaft selbst Stützen brauchen, vom Kindermädchen über den Vermögensverwalter bis zum letzten, einsamen Schnaufer am Rollator in der Seniorenresidenz.

ein klare ansage, die in den ersten beiden posts voll erfüllt wird. ganz grosses kino.

interessant dabei ist, dass er das nicht irgendwo macht, sondern im hause "frankfurter allgemeine zeitung", einem alten schlachtross der bürgerlichen presse. nach dem lesen der ersten zwei postings fragt man sich, wie lange er resp. die faz das durchhalten werden. oder kann man den grossbürgern heutzutage unwidersprochen so ins korn fahren?

so oder so: ein grosses lesevergügen.
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