13. Juli 2010

tschüss moritz. gut gemacht.



nachdem unser medienminister moritz leuenberger anfangs 2007 zu bloggen angefangen hatte, wurde das leben als blogger ein klein wenig einfacher. das neue bundesratsblog war ein grosses medienthema und nach wenigen tagen wussten ein paar leute mehr, was ein blog ist. von da an musste man seine eigene bloggerei nicht mehr lang und breit erklären, man konnte einfach sagen “ich mach sowas wie der leuenberger”. es gab sogar leute, die von da an ihre skepsis gegenüber blogs schlagartig in verhalten wohlwollende duldung umpolten.

die journalisten wunderten sich sehr. die meisten aus ahnungslosigkeit, da sie sich bis dahin noch nicht wirklich mit blogs befasst hatten. und dann kommt da plötzlich der medienminister himself und macht so ein ding auf, in dem jeder leser einen kommentar hinterlassen kann – schreck lass nach.

medienleute und politiker fragten auch etwas ratlos, ob ein bundesrat nichts schlauereres zu tun hätte, als sein blog zu befüllen. sie merkten nicht, dass da etwas historisches passierte. leuenberger war damals und ist vielleicht heute noch der erste und einzige medienminister weltweit, der ein blog führt, in dem jeder bürger und jede bürgerin nicht nur kommentieren können, sondern vom minister himself auch noch ernst genommen werden.

dass er mehr dossiers studieren statt so lange an seinen reden feilen solle, werfen ihm die aparatschicks schon lange vor. zum glück hat ihn das nie gross beeindruckt und sicher hat er als preisgekrönter redner mehr leute beeindruckt, als viele erbsenzähler zugeben mögen.

2008 besuchte der bloggende medienminister das blogcamp 3.0. das blogcamp ist ein jährliches treffen der schweizer blog szene, rund 150 bloggerinnen und blogger treffen sich dort nach dem modell der sog. barcamps zum erfahrungsaustausch. leuenberger ist sicher der einzige medienminister weltweit, der je eine solche veranstaltung beehrt hat. warum? weil es ihn interessierte.

die bloggerei unseres abtretenden medienministers ist deshalb so aussergewöhnlich, weil er – man kann es nicht oft genug sagen – weit und breit der einzige ist. dafür muss man leuenberger beklatschen und die absenz solcher tools in den teppichetagen der politik muss man beklagen.

warum ist er der einzige? weil er qualitäten hat, die andere politiker nicht haben. er kann schreiben – und schreiben ist ein instrument des denkens. er hat seine politik zuerst gedacht, und sie dann erst gemacht. er war nicht nur in seinem blog bereit, etwas von sich preiszugeben. seine regungen und äusserungen im politbetrieb hatten immer eine starke persönliche note, die man bei den meisten anderen spitzenpolitikern vermisst und die für ein blog so etwas wie das salz in der suppe sind.

natürlich konnte leuenberger als bundesrat in seinem blog nicht einfach schreiben, was er will. deshalb darf man gespannt sein, was dort nach seiner amtszeit zu lesen sein wird.

ich mag kein haar in seiner 15jährigen bundesratssuppe suchen. seine echtheit, seine sprachgewandtheit, sein feingeistiges politiseren, sein im vergleich zu den anderen bleichgesichtern überragendes gespür das philosophische an sich und das politisch mögliche im besonderen, seine reden, seine bloggerei – das war nah dran an der sache, an den menschen, das war klasse.

tschüss moritz. gut gemacht.

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die fotos oben sind am blogcamp 3.0 in zürich an leumunds fotowall entstanden.
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1 Kommentar:

  1. Also Leuenberger hat mich damals zwar zurechtweisen müssen, dass ich ihm nichts zu sagen habe, aber für mich war dieser Auftritt damals auch eine Kehrtwende wie ich Leuenberger betrachtet habe.

    Zu deiner Aussage der Besuch eines Medienministers an einem solchen Anlass ei einmalig, leider eine kleine Korrektur, so hat der rumänische Staatspräsident Traian Basescu das World Blog Forum in Bukarest besucht.

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